Es ist still geworden um die Bioenergie. Noch vor einigen Jahren wurde vor allem der Biogastechnologie eine goldene Zukunft versprochen. Keine erneuerbare Energieform war geografisch unabhängig und trotzdem in der Lage, grundlastfähigen Strom zu produzieren außer die Bioenergie.
Insbesondere Landwirte investierten in die Anlagen, da auf den Höfen ohnehin biologisch verwertbare Abfälle wie Gülle anfallen. Der anfängliche Boom ist spätestens mit der Einstellung der Förderung durch die Bundesregierung verflogen. Viele Betreiber von Biogasanlagen sind bereits insolvent gegangen und auch die Landwirte befürchten den Wegfall einer wesentlichen Einnahmequelle.
Dramatischer Einbruch
Der plötzliche Niedergang der Biogas-Technologie zeigt in dramatischer Weise was passiert, wenn kaum marktfähige Technologien keine staatliche Förderung mehr erhalten. Denn genau diese Förderung wird Biogasanlagen mittlerweile verwehrt. Dabei sind viele Energieexperten noch heute der Meinung, dass Energie aus Biogas ein unverzichtbarer Bestandteil der Energiewende ist. Doch warum eigentlich?
Biogas ist speicherbar und daher nachfragegerecht einsetzbar. Ganz anders ist dies beispielsweise bei Solar- und Windenergie. Die beiden Energieträger sind nur nutzbar wenn die Sonne scheint beziehungsweise der Wind weht. Zusätzlich ist die Biogasproduktion nicht in besonderem Maße von geografischen Umständen abhängig. Wasserkraft und Geothermie brauchen beispielsweise bestimmte geografische oder geologische Voraussetzungen um genutzt werden zu können.
Für die Biogasanlage reicht es aus, wenn die entsprechenden Substrate und Bakterien vorhanden sind, der Rest erledigt die Biologie. Sicherlich ist es vorteilhaft Biogasanlagen in Nähe der Substrate zu errichten, also vorrangig nahe landwirtschaftlicher Betriebe. Doch dies ist für Deutschland beziehungsweise Europa mit einer flächendeckenden Landwirtschaft wohl eher kein Problem.
Wo liegen die Gründe?
Das alles klingt eigentlich gut und man kommt schnell zur Frage, weshalb es der Biogasbranche trotzdem gerade so schlecht geht? Wie so oft sind es die Rohstoffe, die auch der Biogas-Technologie Probleme machen. Weniger, weil schädliche Abgase bei deren Verbrennung entstehen, sondern weil deren Bereitstellung negative Effekte mit sich bringt. Gülle ist dabei eher unproblematisch und auch andere potentielle Substrate, wie etwa Grünschnitt, sind eigentlich unbedenklich.
Doch gerade das Biogas-Substrat schlechthin, nämlich Mais, sorgt für viel berechtigte Kritik. Durch den Zubau an Biogas Anlagen wurde auch der Maisanbau verstärkt. Nicht nur, dass die Energiepflanze dadurch in Konkurrenz mit der Nahrungswirtschaft trat, die Monokulturen an Mais führen zu Nährstoffentzug aus dem Boden und Eutrophierung des Grundwassers. Auch die Biodiversität ist durch derartige Monokulturen erheblich beeinträchtigt. Einigen Organismen werden ihre natürlichen Lebensräume entzogen und durch die Kultivierung von Pflanzen aus anderen Herkunftsregionen kann es zu ökologischen Risiken kommen.
Nachteile überwiegen Vorteile
Durch die negativen Effekte der Biogasproduktion geriet die Technologie zunehmend unter Druck. Insbesondere die konventionelle Landwirtschaft, deren Ackerflächen immer mehr dem Energiepflanzenanbau weichen mussten, protestierte heftig. Das Primat der Nahrungsmittelversorgung zwang die Bundesregierung letztlich zum Handeln und zur Anpassung der zuvor erarbeitenden Strategien.
Aus der Bioenergie wurde die Bioökonomie, eine umfassendere Betrachtung, die alle Branchen einbezieht die in irgendeiner Weise von nachwachsenden Rohstoffen profitieren können. Plötzlich war die Energieproduktion aus Biogas nur noch eine mögliche Nutzung unter vielen anderen. Die Bundesregierung stellte die Förderung ein und der Niedergang der Branche nahm seinen Lauf.
Biogas kaum noch rentabel
Und hier liegt die Krux. Ohne Förderung sind die meisten erneuerbaren Technologien immer noch nicht profitabel. Da sieht man auch an den Zubauraten für Biogasanlagen, die nach dem Förderstopp enorm einbrachen. Viele Anlagen werden in den nächsten Jahren zudem aus der Förderung fallen, da sie die 20 Jahre fixe Vergütung dann überschreiten.
Biogas ist nach wie vor nicht in der Lage sich selbst zu refinanzieren, dafür sind die Rohstoffe für die Produktion des Gases und auch die Anschaffung der Anlagen weiterhin zu teuer. Sollte der Biogasmarkt vollständig zusammenbrechen wäre dies nicht nur für die Landwirte sondern auch für die gesamte Energiewende ein katastrophales Zeichen. Immerhin sind bereits Milliarden an Subventionen in die Technologie geflossen. Falls der Markt selbstständig nicht weiter existieren kann, hätten diese Gelder ihren eigentlichen Zweck verfehlt.
Mögliche Alternativen
Für einige Anlagenbetreiber gibt es allerdings noch eine Möglichkeit um dem kommenden Bankrott der Biogastechnologie zu entgehen. Anlagen, die sich zur sogenannten bedarfsgerechten Biogaseinspeisung umrüsten lassen, können auch jetzt noch subventioniert werden. Dafür sorgt die Flexibilitätsprämie beziehungsweise der Flexibilitätszuschlag bei Neuanlagen.
Durch diesen Zuschlag sollten Betreiber von Biogasanlagen, die ihren Strom direkt an der Börse vermarkten einen zusätzlichen Anreiz zum Kapazitätszubau erhalten. Der Zuschlag entfällt auf regelbare Energie, also genau die Energie, die zum Einsatz kommt, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.
Die Flexibilitätsprämie ist auf zehn Jahre garantiert und errechnet sich individuell entsprechend der zugebauten Leistung. Der Zubaudeckel ist auf 1350 Megawatt begrenzt. Aktuell sind gerade einmal 75 Megawatt davon erreicht. Es ist also noch genug Luft nach oben offen, wobei diese Option sicherlich nicht für jeden in Frage kommt.
Markt wird sich verkleinern
Einige Anbieter werden sich voraussichtlich, auch aufgrund der Flexibilitätsprämie, in der Branche halten können. Der Biogasmarkt in Deutschland wird aber mit hoher Sicherheit schrumpfen und sich auf einige wenige Betreiber reduzieren.
Ob die Technologie nach Ablauf der Flexibilitätsprämie in zehn Jahren soweit fortgeschritten ist, dass sie sich selbst refinanzieren lässt, ist wünschenswert. Garantieren kann es allerdings bisher niemand. Das zeigt schon die derzeitige Lage der Biogasbranche, die man vor zehn Jahren sicherlich auch anders prognostiziert hätte.