Das sogenannte Hydraulic Fracturing, kurz Fracking, ist vor allem in Deutschland ein aufgeregt diskutiertes Thema. Während man in den USA nicht lang fackelte und die neue Methode zur Förderung von Erdgas erlaubte, gab es in Deutschland eine lange und kontroverse Debatte zur umstrittenen Fördermethode. Die Zweifel am Fracking sind nicht unberechtigt, so gehen viele Umweltexperten und auch Geologen davon aus, dass durch Fracking das Grundwasser verunreinigt wird. Fälle aus den USA belegen dies teilweise auch. Insbesondere der Film „Gasland“, der die Fracking Situation in den USA darstellt, hat die Zweifel verhärtet.
Pro oder contra Fracking?
Seit dem Jahr 2010 fertigten verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen und Behörden, wie das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ), das Umweltbundesamt, der Sachverständigenrat für Umweltfragen sowie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Expertisen an, die klären sollten, ob Fracking eine wesentliche Umweltgefahr darstellt.
Alle Studien lieferten einen gemeinsamen Konsens, die Datenlage zu Fracking ist aktuell nicht ausreichend um die Chancen und Gefahren des Verfahrens abschließend beurteilen zu können. Zudem wurde kritisiert, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht klar genug festgelegt sind. Die Empfehlungen der Wissenschaftler bezogen sich vor allem darauf, Pilotbohrungen durchzuführen um die ungenügende Datenlage zu verbessern.
Erste gesetzliche Regelungen zum Fracking
Den Empfehlungen und Kritikpunkten, die sich aus den Studien ergaben, ist der Bundestag nun nachgekommen. So wurde nach einer langen Debatte kürzlich beschlossen, die umstrittene Fördermethode zu Probezwecken unter Beachtung strikter Auflagen zu erlauben.
Der Gesetzesentwurf, der vom Kabinett verabschiedet wurde, verbietet jede Form des Frackings in sogenannten sensiblen Gebieten. Dazu gehören vor allem Gebiete die zur öffentlichen Trinkwassergewinnung genutzt werden, aber auch Wasserschutzgebiete, Heilquellenschutzgebiete sowie die Einzugsgebiete von Seen und Talsperren. Auch Naturschutzgebiete und Naturparks sind reglementiert. So dürfen in diesen Gebieten keine Bohranlagen stehen, außerhalb ist die Förderung allerdings erlaubt.
Wo würde sich Fracking lohnen?
Erlaubt ist Fracking in sogenannten konventionellen Lagerstätten, also beispielsweise Schiefergestein in denen Erdgasvorkommen eingeschlossen sind. Nach Gesetzesentwurf muss nun allerdings eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden. Bei sogenannten unkonventionellen Lagestätten sind Bohrungen oberhalb von 3000 Metern Tiefe erlaubt, darunter sind lediglich wissenschaftlich begleitete Erprobungsbohrungen zulässig. All diese Restriktionen führen zwangsläufig auch zu der Frage, ob und falls ja wo sich Fracking in Deutschland überhaupt lohnen würde?
Laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) liegt das technische Potential, also die technisch förderfähige Menge an Schiefergas, in Deutschland bei etwa 0,7 bis 2,3 Billionen Kubikmetern. Rein rechnerisch reicht diese Menge aus, den Erdgasbedarf Deutschlands für zehn Jahre zu decken. Wie hoch das wirtschaftliche Potential ist, ist aufgrund der hohen Restriktionen sehr fraglich. Wahrscheinlich liegt es weit unter dem technischen Potential. Wirtschaftlich sinnvoll ist die Förderung des Schiefergases aller Voraussicht nach sowieso nur in bestimmten Regionen Deutschlands.
Die meisten Mengen Schiefergas vermutet die BGR im Norddeutschen Becken, der Münsterländer Kreidebucht, dem Thüringer Becken, dem süddeutschen Molasse Becken und unter dem Oberrheingraben. In den Ländern Hessen, Sachsen und Teilen Bayerns, Baden-Württembergs sowie Nordrhein-Westfalens werden dagegen nur geringe Mengen vermutet. Letztlich hängt es massiv von der Wirtschaftlichkeit ab, ob sich Fracking in Deutschland etabliert. Durch die hohen Auflagen ist die Methode für viele Firmen momentan allerdings eher uninteressant.